12. Jänner 2025

Yoga als Anker in stürmischen Zeiten: Eine ergotherapeutische Perspektive

Psychische Gesundheit

Keine Frage, wir leben in einer enorm schnelllebigen Welt und das Tempo und die Entwicklungen werden in den nächsten Jahren noch schneller werden.

Als ich vor einiger Zeit meine Yogatherapie Ausbildung machte, wollte ich das Ganze in meiner 1:1 Arbeit als Ergotherapeutin mit Erwachsenen einbauen. Denn für mich kristallisierte sich heraus, wie sehr Ergotherapie und Yoga sich ergänzen, um die mentale Gesundheit und die psychische Widerstandskraft zu stärken.

Die Verbindung von Körper und Geist

Vielleicht ist dir das bereits bekannt, das Yoga mehr als körperliche Praxis mit den Asanas ist. Der Geist verbindet sich mit dem Körper, mithilfe des bewussten Atems (Pranayama). Kombiniert mit achtsamen Bewegungen aktivieren wir unseren Parasympathikus, der für Regeneration zuständig ist. Das führt nachweislich zu einer Reduzierung unseres Stresshormons wie Cortisol es ist.

Ergotherapeutische Sichtweise im Yoga

Aus ergotherapeutischer Sicht ist für mich besonders interessant, wie Yoga uns helfen kann, dass wir unseren Alltag und deren Aktivitäten viel bewusster wahrnehmen. Die im Yoga geförderte Körperwahrnehmung und Achtsamkeit übertragen sich direkt auf unsere täglichen Handlungen.

Klienten berichten häufig, dass sie durch regelmäßiges Üben nicht nur entspannter sind, sondern auch achtsamer im Umgang mit sich selbst. Plötzlich kann auch das lästige Staubsaugen eine Form der Meditation (und körperlichen Praxis ;-)) sein oder wir machen im Anschluss mithilfe von Yoga Ausgleichsbewegungen, wenn uns das Staubsaugen körperlich sehr fordert.

Und wenn wir unachtsam in der Küche hantieren, uns ständig Dinge aus der Hand fallen (nicht nur unbedingt wenn eine Krankheit vorliegt), kann Yoga unseren Fokus schärfen und unsere Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt bringen.

Praktische Übungen für den Alltag

Hier sind drei einfache Übungen, die du sofort in deinen Alltag integrieren kannst:

  1. Der bewusste Atemraum: Nimm dir bewusst dreimal täglich eine Minute Zeit, um deine Atmung zu beobachten. Dies kann auch am Arbeitsplatz praktiziert werden. Eine Möglichkeit:
  • Atme 3mal in den Bauch
  • anschließend 3mal in den Bereich deiner Rippenbögen
  • und zuletzt in dein Brustbein.
  • Verbinde anschließend alle 3 Atemräume zur vollen Yogatmung.
  1. Die Berg-Position (Tadasana): Diese aufrechte Haltung stärkt nicht nur deine Körperwahrnehmung, sondern auch das Selbstvertrauen.
  • Stelle dich bewusst mit den Füßen parallel auf den Boden, gut verwurzeln
  • Länge in die Wirbelsäule bringen
  • Schultergürtel öffnen, Schultern nach hinten-unten rollen
  • Arme mit den Handflächen nach Außen aufdrehen
  • Kraft in den Beinen leicht aktivieren (aktiver Stand)
  • Dir innerlich einen Berg vorstellen, welcher für Kraft und Stabilität steht.
  • Verkörpere diese Energie und atme einige Male in deinen Körper – von den Füßen über die Vorderseite deines Körpers und über die Rückseite atme aus.
  • Führe Tadasna im Alltag beim Warten oder Anstehen in einer Reihe durch.

Vielleicht hast du von dem Begriff „Embodiment“ schon gehört. Willst du Selbstbewusstsein fühlen, dann darf dein Körper das im Außen widerspiegeln. Du kannst z.B. nicht schlecht drauf sein und gleichzeitig eine aufrechte offene Körperhaltung haben.

Wenn du depressive Stimmung fördern möchtest, dann roll die Schultern und den Kopf ein, versinke in einen Rundrücken. Ich nehme an, du verstehst was ich meine. Embodiment meint also, dass die Aufmerksamkeit gleichzeitig nach innen (auf Körperempfindungen) und nach außen (auf die Haltung) gerichtet ist.

  1. Schulter- und Nackenentspannung:
  • Kreise sanft deine Schultern und dehnen sie behutsam deinen Nacken nach links, rechts und nach vorne.
  • Diese mini-Yoga-Einheit ist perfekt für Bildschirmpausen
  • Oder halten den Kopf gerade, Kinn leicht zur Brust und mache eine liegende Acht aus deinem Kopfgelenk heraus, kleine, achtsame Bewegungen.
  • Durchführung: Stelle dir vor, deine Nasenspitze ist ein Stift
  • Beginne in der Mitte und zeichne die Schleifen der 8 nach, behutsam, fließend mit gleichmäßigen Atem.
  • Keine Schmerzen dürfen sein
  • Bei Schwindel sofort stoppen

Fazit

Yoga ist ein wertvolles Werkzeug für die mentale Gesundheit, das sich hervorragend mit meinen ergotherapeutischen Ansätzen kombinieren lässt. Es hilft uns, im Hier und Jetzt anzukommen und Stress abzubauen. Durch regelmäßige Praxis entwickeln wir nicht nur mehr Beweglichkeit im Körper, sondern auch mehr Flexibilität im Umgang mit den Herausforderungen des Alltags.

Starte klein, aber bleib dran, und beobachte, wie sich deine mentale Gesundheit Schritt für Schritt verbessert. Vielleicht merkst du dass durch mehr Gelassenheit beim Autofahren, dass dir weniger Dinge aus den Händen fallen, dass du besser schlafen kannst, du ruhiger bleibst, wenn dir der Zug vor der Nase davon fährt uvm.

Namaste

Christina

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